In der Vergangenheit bestand eine Gemeinsamkeit bei allen Auslegungen des Begriffs "Kapazitätsmarkt": Die Diskussion stand generell im Zusammenhang mit der Diskussion um die Versorgungssicherheit von Strom. Mit einem zu schaffenden Kapazitätsmarkt sollte im Idealfall die Gefahr eines Blackouts (Totalausfall) des Stromnetzes reduziert bzw. komplett vermieden werden. Der Auslöser der Diskussionen um einen Kapazitätsmarkt war der stetig ansteigende Anteil fluktuierender Erneuerbarer Energien bei gleichzeitiger mittelfristiger Abnahme von gesicherter konventioneller Erzeugung, etwa aus Atom- oder Kohlekraftwerken. Stellt man sich vor, dass an einem kalten, verhangenen Wintertag der deutsche Stromverbrauch hoch und die Solareinspeisung gering ist, benötigt man gesicherte Kapazitätsmechanismen, um den Stromverbrauch zu befriedigen. Diese gesicherten Kapazitäten müssen mit relativ kurzem Vorlauf zuschaltbar sein, etwa aus stillstehenden modernen Gaskraftwerken oder auch Biogasanlagen, um die Volatilität zu kontern.
Ein Kapazitätsmarkt könnte die Vorhaltung dieser Stromerzeugungskapazitäten ausschreiben und in freiem Wettbewerb bepreisen. Nun herrscht jedoch bei vielen weiteren Fragen keine Einigkeit. Über welche Kapazitätsmechanismen sollte ein Kapazitätsmarkt verfügen, um möglichst zuverlässig und kostengünstig zuschaltbare Kapazitäten zu sichern? Sollen auch flexible Stromverbraucher an diesem potentiellen Markt teilnehmen können? Und nicht zuletzt: Brauchen wir einen Kapazitätsmarkt überhaupt? Schließlich besteht in Deutschland entgegen medial häufig geäußerten Befürchtungen momentan ein Überschuss an Stromerzeugungskapazitäten, was sich am steigenden Stromexport in Nachbarländer zeigt. Das Grünbuch des Bundeswirtschaftsministeriums zum Strommarktdesign beziffert diese Überkapazitäten auf "60 Gigawatt in dem für Deutschland relevanten Strommarktgebiet".
Was in der Diskussion oft übersehen wurde, ist die Vielfalt an Instrumenten, die bereits heute zur Verfügung stehen, um kurz- bis mittelfristige Flexibilitätsoptionen zu beschaffen bzw. zu vermarkten. In diesem Sinne besteht bereits heute ein Kapazitätsmarkt – wenn der Begriff als Kollektivsingular verstanden wird. Doch welche bestehenden Mechanismen bzw. Märkte genau stehen heute zur Verfügung, um kurzfristige Kapazitäten zu heben?
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